Grundtechniken
Die 8 Grundtechniken des Seven Star Mantis Kung Fu
Die Grundlage aller effektiven Handtechniken ist ein stabiler Stand, nur so kann die Kraft der verschiedenen Muskelgruppen synchronisiert und fokussiert werden. Bei solch einem Stand ist immer ein Bein näher am Gegner (aus diesem „vorderen“ Bein ergibt sich natürlich auch ein „vorderer“ Arm – stehen wir mit dem rechten Bein vorne, ist unser rechter Arm logischerweise auch weiter vorne, sprich näher am Gegner).
1. Grundtechnik
勾摟採 / Gou Lou Cai / Au Lau Tsai
Einhaken, Fassen und Ziehen
Bei dieser Technik wird ein gegnerischer Schlag zunächst geblockt, sprich seitlich umgeleitet, sodass wir nicht mehr in der „Linie des Schlages“ sind. Wir blocken mit dem vorderen Arm, da dieser dem Gegner und damit dem ankommenden Schlag am nächsten ist (Zeitvorteil). Nachdem der gegnerische Schlag geblockt wurde, und wir erst einmal aus der unmittelbaren Gefahr sind „k. o.“ geschlagen zu werden, nutzen wir den durch den Block hergestellten Kontakt. Da wo wir den Arm geblockt haben, fassen wir sofort kräftig zu und ziehen den gegnerischen Arm neben unsere Hüfte. Dies geschieht nicht gegen die Kraft, die Energie des Gegners, sondern mit der Kraft des Gegners. Als ein weiterer besonderer Vorteil greift unser hinterer Arm noch zum Ellenbogengelenk des Gegners, um so noch mehr Kontrolle über unseren Gegner zu haben. D. h. unser Gegner bringt uns Kraft und Schwung entgegen, nach dem Umleiten dieser Kraft, um uns selbst außer Gefahr zu bringen, nutzen wir diese und den Schwung aus und ziehen den Gegner so noch weiter an uns heran. Während unser Gegner nun (gegen seinen Willen) auf uns zu kommt, führen wir einen Fauststoß aus. In diesem Fauststoß ergänzen sich nun mehrere Kräfte:
- die Kraft, mit der unser Gegner versuchte, uns zu schlagen
- die Energie (den Schwung) mit dem wir den Gegner heranziehen
- die Kraft der Stellung (Beinkraft wird in den Arm geleitet)
- die Kraft unseres eigentlichen Fauststoßes
⇒ Wir können also die Kraft des Gegners nutzen und diese gegen ihn selbst verwenden (!) und gleichzeitig noch die Kraft unseres gesamten Körpers in die darauf reagierende Attacke fokussieren!
Wie bei vielen Seven-Star-Mantis-Kung-Fu-Techniken wird auch bei dieser Technik der Gegner an uns herangezogen. Dies ist sehr wichtig, da wir so den enormen Reichweitenvorteil eines größeren Gegners nicht nur aufheben können, sondern noch zu unseren Gunsten nutzen. Daher ist der Seven Star Mantis Kung Fu Stil auch dazu geeignet extrem größere Gegner besiegen zu können.
2. Grundtechnik
掛統捶 / Gua Tong Chui / Gua Tong Choy
Aufwärtsblock, gerader Fauststoß
Bei dieser Technik wird ein oberer oder ein von oben kommender gegnerischer Schlag zunächst geblockt (die Schlagenergie wird seitlich abgeführt). Wir bleiben aber nicht stehen, und warten bis der Gegner seinen Schlag platzieren kann, sondern wir bewegen uns ihm entgegen (unterbrechen ihn also im Aufbau seiner Schlagenergie) und führen einen geraden (damit sehr schnellen) Fauststoß gegen ihn aus. D. h. wieder ergänzt die Kung-Fu-Technik unsere Stellungs- und Bewegungsenergie (zusätzlich zu der Energie die aus der Attacke des Gegners resultiert und von uns genutzt wird) unsere eigene schnelle und kraftvolle Attacke zu einem Angriff, dem nur wenig entgegen gesetzt werden kann.
3. Grundtechnik
崩打 / Beng Da / Bang Da
Vernichtender Schlag
Bei dieser Technik wird ein gegnerischer Schlag wieder zunächst geblockt, sprich seitlich umgeleitet, sodass wir nicht mehr in der „Linie des Schlages“ sind. Wir blocken mit dem vorderen Arm, da dieser dem Gegner und damit dem ankommenden Schlag am nächsten ist (Zeitvorteil). Nachdem der gegnerische Schlag geblockt wurde, und wir erstein mal aus der unmittelbaren Gefahr sind „k. o.“ – geschlagen zu werden, nutzen wir den durch den Block hergestellten Kontakt. Da wo wir den Arm geblockt haben, fassen wir sofort kräftig zu und ziehen den gegnerischen Arm an uns vorbei. Dies geschieht nicht gegen die Kraft, die Energie des Gegners, sondern mit der Kraft des Gegners. D. h. unser Gegner bringt uns Kraft und Schwung entgegen nach dem Umleiten. Um uns selbst außer Gefahr zu bringen, nutzen wir diese Kraft und den Schwung aus und ziehen den Gegner so noch weiter an uns heran. Während unser Gegner nun (gegen seinen Willen) auf uns zu kommt, führen wir einen Faustrückenschlag aus.
Dieser Faustrückenschlag wird in einer schnellen senkrechten Kreisbewegung des Unterarms ausgeführt, und ist daher kaum noch abzuwehren. In diesem Faustrückenschlag ergänzen sich wieder mehrere Kräfte:
- die Kraft, mit der unser Gegner versuchte, uns zu schlagen
- die Energie (der Schwung) mit dem wir den Gegner heranziehen
- die Kraft der Stellung (Beinkraft wird in den Arm geleitet)
- die Kraft unseres eigentlichen Faustrückschlages
= Wir können also die Kraft des Gegners nutzen und diese gegen ihn selbst verwenden (!) und gleichzeitig noch die Kraft unseres gesamten Körpers in die darauf reagierende Attacke fokussieren!
4. Grundtechnik
刁鑽 / Diao Zuan / Diu Tsun
Trickreich sein
Bei dieser einhändigen Technik wird ein gegnerischer Schlag wieder zunächst geblockt, sprich seitlich umgeleitet, sodass wir nicht mehr in der „Linie des Schlages“ sind. Wir blocken mit dem vorderen Arm, da dieser dem Gegner und damit dem ankommenden Schlag am nächsten ist (Zeitvorteil). Nachdem der gegnerische Schlag geblockt wurde, und wir erst einmal aus der unmittelbaren Gefahr sind „k. o.“ – geschlagen zu werden, nutzen wir den durch den Block hergestellten Kontakt. Da wo wir den Arm geblockt haben, fassen wir sofort kräftig zu und ziehen den gegnerischen Arm an uns vorbei. Dies geschieht nicht gegen die Kraft, die Energie des Gegners, sondern mit der Kraft des Gegners. D. h. unser Gegner bringt uns Kraft und Schwung entgegen, nach dem Umleiten. Um uns selbst außer Gefahr zu bringen, nutzen wir diese Kraft und den Schwung aus und ziehen den Gegner so noch weiter an uns heran. Während unser Gegner nun (gegen seinen Willen) auf uns zu kommt, führen wir einen Handballenstoß aus (Achtung: Handballenstöße sind sehr kraftvoll – unter Umständen können Handballenstöße irreparablen Schaden (bis zum Tod) verursachen, daher darf diese Technik im Training nur sehr vorsichtig geübt werden).
In diesem Handballenstoß ergänzen sich nun wieder mehrere Kräfte:
- die Kraft, mit der unser Gegner versuchte, uns zu schlagen
- die Energie (der Schwung) mit dem wir den Gegner heranziehen
- die Kraft der Stellung (Beinkraft wird in den Arm geleitet)
- die Kraft unseres eigentlichen Handballenstoß (Vorsicht!)
⇒ Wir können also die Kraft des Gegners nutzen und diese gegen ihn selbst verwenden (!) und gleichzeitig noch die Kraft unseres gesamten Körpers in die darauf reagierende Attacke fokussieren!
3D-Video der Grundtechniken 1 – 4 auf YouTube:
3D (Stereoscopic) Grundtechniken 1 – 4
3D (Rot Cyan) Grundtechniken 1 – 4
5. Grundtechnik
牽閃 / Qian Shan / Him Sim
Der haltenden Hand entkommen
In dieser Technik wird wieder einmal die Wichtigkeit von dem Zusammenspiel von Armtechniken, Beinbewegungen und Hüftenergie deutlich:
Der Gegner greift mit einem geraden Fauststoß an. Dieser wird abgewehrt: Die entstehende Kraft durch die Abwehr mit der einen Hand und das Eindrehen der Hüfte in die Stellung Qua Fu Bo (die Fußspitze zeigt zum Gegner) lenkt die Energie des gegnerischen Schlages seitlich um. Danach wird mit der anderen Hand ein gerader Fauststoß unter die Rippen des Gegners ausgeführt*.
Der Gegner erfasst den Schlagarm mit der geblockten Hand. Jetzt wird ein Stellungswechsel von Qua Fu Bo zur Dan San Bo ausgeführt, dabei drehen wir uns seitlich zum Gegner und indem die Hüfte ebenfalls in die Stellung gedreht wird, nutzen wir die Energie zur Seite um den Arm zu befreien. Bei dieser Bewegung lösen wir den Griff des Gegners:
- durch die Drehung des Unterarmes,
- durch Kraft des Stellungswechsels, und
- durch einen Befreiungsschlag mit der freien Hand zum Ellenbogen des Gegners, um nun für einen neuen Angriff bereit zu sein …
6. Grundtechnik
貼靠 / Tie Kao / Tip Kao
Anbringen und Anlehnen
Bei dieser Technik wird ein gegnerischer Schlag wieder zunächst geblockt und nach oben umgeleitet. Gleichzeitig ziehen wir wieder einmal unseren Gegner noch weiter heran. Dies wird durch den Hüfteinsatz in die Stellung „Nao Ma Bo“ noch verstärkt. Der Ellenbogen des anderen Armes schnellt in einer kraftvollen Aufwärtsbewegung gegen den Ellenbogen des Angreifers und lähmt oder bricht (je nach Technikstärke) den Ellenbogen des Angreifers.
Eines der empfindlichsten Organe des menschlichen Rumpfes ist die Leber. Diese wird normalerweise durch die unteren Rippen geschützt. Wenn aber nun der rechte Arm angehoben wird, hebt sich der untere rechte Rippenbogen (die „kurze Rippe“) und die Leber liegt „schutzlos“ frei – ein Treffer an dieser Stelle bewirkt großen körperlichen Schmerz (den so genannten „Körper k. o.“).
Durch die kraftvolle Aufwärtsbewegung gegen den Ellenbogen des Angreifers liegt nun dessen Leber frei und ist nun das Ziel unseres Angriffes: Wir führen einen Ellenbogenstoß in „Ma Bo“ gegen die Leber unseres Gegners durch. Bei unserem Angriff addieren sich wieder einmal viele Kräfte:
- die Kraft, mit der unser Gegner versuchte, uns zu schlagen
- die Energie (den Schwung) mit dem wir den Gegner an uns heranziehen (incl. Einsatz unserer Hüftkraft)
- Ellenbogenstoß unseres vorderen Armes
- unterstützender Handballenstoß gegen unsere Faust (zwecks Energieweiterleitung)
- Die Kraft unserer Beine beim Einnehmen der Stellung: Ma Bo (Beinkraft wird in den Ellenbogen umgeleitet)
7. Grundtechnik
粘黏手 / Zhan Nian Shou / Chim Nim Sao
Klebende Hand
Diese Technik beginnt mit der typischen „Mantis-Fang-Bewegung“*. Dabei führen die Unterarme eine kreisförmige Bewegung durch, durch die automatisch ein hereinkommender Angriff nicht nur abgewehrt wird, sondern auch noch der gegnerische Arm gefasst und an Handgelenk und Ellenbogen fixiert und kontrolliert wird.
Während wir nun den Gegner mal wieder an uns heranziehen, führen wir einen Fingerspitzenangriff zu seinem Gesicht aus. Wenn der Gegner diesen abwehrt, nutzen wir erneut seine Abwehr um seinen Arm zu kontrollieren und einen neuen „fassen-und-ziehen-und-Fingerspitzenangriff“ zu seinem Gesicht auszuführen.
Natürlich wird unser Gegner wieder versuchen diesen abzuwehren. Sollte er dieses wirklich noch schaffen, muss er wieder eine Aufwärtsbewegung seines rechten Armes durchführen.
Eines der empfindlichsten Organe des menschlichen Rumpfes ist die Leber. Diese wird normalerweise durch die unteren Rippen geschützt. Wenn aber nun der rechte Arm angehoben wird, hebt sich der untere rechte Rippenbogen (die „kurze Rippe“) und die Leber liegt „schutzlos“ frei – ein Treffer an dieser Stelle bewirkt großen körperlichen Schmerz (den so genannten „Körper k. o.“).
Wieder einmal nutzen wir die Aufwärtsbewegung des rechten Armes unseres Gegners um die nun freiliegende Leber mit einem Fingerstich anzugreifen, um so den Gegner unmittelbar nach seinem letzten Angriff außer Gefecht zu setzen.
Seven-Star-Mantis-Kung-Fu-Trainierende lernen diese Leberangriffe durch eine hackmesserähnliche Bewegung beider Hände gegen die gegnerischen Gelenke abzuwehren – diese möchten wir jetzt aber nicht genauer erklären – sondern freuen uns darauf euch bald im Seven-Star-Mantis-Kung-Fu-Training begrüßen zu dürfen.
8. Grundtechnik
騰挪 / Teng Nuo / Tang Na
Aufsteigen und (die Seite) wechseln
Diese Technik beginnt mit der typischen „Mantis-Fang-Bewegung“*. Dabei führen die Unterarme eine kreisförmige Bewegung durch, durch die automatisch ein hereinkommender Angriff nicht nur abgewehrt wird, sondern auch noch der gegnerische Arm gefasst und an Handgelenk und Ellenbogen fixiert und kontrolliert wird. Diese Technik wird durch die Kraft eines (gegen einen möglichen Tiefangriff durchgeführten) gesprungenen Stellungswechsel von „Qua Fu Bo“ rechts vorne nach „Qua Fu Bo“ links vorne mit der gesamten Körperkraft verstärkt!
Nun wird – ähnlich wie bei der 1. Grundtechnik: „AU – LAU – TSAI“ der gegnerische attackierende Arm herangezogen. Ein möglicher weiterer hereinkommender Angriff wird (wenn er denn wirklich noch vom Gegner ausgeführt werden sollte) abgewehrt und „eingefangen“, sprich kontrolliert. Gleichzeitig wird ein Fingerspitzenangriff zu den Augen des Gegners durchgeführt (wie immer ergänzen sich die verschiedenen Kräfte) und ein gesprungener Spanntritt zu den Genitalien wird ausgeführt.
Der Stil gibt nun vor, noch weitere mögliche Angriffe, durch hüftunterstützte Seitwärts-Blöcke abzuwehren. Dies wird natürlich auch trainiert, ist in der Praxis allerdings meist nicht mehr notwendig … 😉
* = Der erste Teil der 7. und 8. Grundtechnik heisst ‚Diu Sao’ (Der Mantisgriff, die typische „Mantis-Fang-Bewegung“)
Bei dieser Technik wird ein gegnerischer Schlag zunächst wieder geblockt, sprich seitlich umgeleitet, sodass wir nicht mehr in der „Linie des Schlages“ sind. Wir blocken mit dem vorderen Arm, da dieser dem Gegner und damit dem ankommenden Schlag am nächsten ist (Zeitvorteil). Nachdem der gegnerische Schlag geblockt wurde, und wir erst einmal aus der unmittelbaren Gefahr sind „k. o.“ – geschlagen zu werden, nutzen wir den durch den Block hergestellten Kontakt. Da wo wir den Arm geblockt haben, fassen wir sofort kräftig zu und ziehen den gegnerischen Arm an uns vorbei. Dies geschieht nicht gegen die Kraft, die Energie des Gegners, sondern mit der Kraft des Gegners. D. h. unser Gegner bringt uns Kraft und Schwung entgegen. Nach dem Umleiten dieser Kraft, um uns selbst außer Gefahr zu bringen, nutzen wir diese Kraft und den Schwung aus und ziehen den Gegner so noch weiter an uns heran. Während unser Gegner nun (gegen seinen Willen) auf uns zu kommt, führen wir weitere Techniken aus.
Video der Grundtechniken auf YouTube: Grundtechniken
Anwendung der Grundtechniken: Grundtechniken Teil A ♦ Grundtechniken Teil B